Kanada (Ost)




Die Skyline Torontos. So stellen sich die meisten den Osten Kanadas vor. Saubere, aufgeräumte Städte. Moderne Architektur. Mehr Europa als Amerika. Aber der Osten Kanadas bietet weit mehr. Ich habe ihn im September 2019 unter die Felgen genommen.






Meine Route: Von Toronto nach Quebec City, über Ottawa und Montreal. Auf dem Weg die Niagarafälle, das Mormonen-Heiligtum Hill Cumorah, der Ontario-See, der Sankt-Lorenz-Strom und drei beeindruckende Nationalparks. Strecke: 1.789 km. Höhenmeter: 8.155 m.





Es geht los! Im Hintergrund ist noch der 553 m hohe CN-Tower zu sehen, das weltbekannte Wahrzeichen Torontos. Ich folge zunächst dem Great Lakes Waterfront Trail, der mich zur Südseite des Lake Ontario bringt. Von dort ist es nicht mehr weit ...







Die Niagarafälle. Im Hintergrund die 670 m breiten Horseshoe Falls, links die schmaleren American Falls. Die einen liegen in Kanada, die anderen in den USA. Die weiße Linie auf der Straße markiert den genauen Grenzverlauf.



Wie auch immer man sich den Fällen nähert: man wird ordentlich nass. Hier stehe ich vor den kanadischen Horseshoe Falls ...




… hier schaue ich von der US-amerikanischen Seite zu ihnen hinüber.




Ich bin also nun in den USA und folge ein paar Tage dem Erie Canalway Trail, der den "Empire State" New York durchquert.




Hier hat man tatsächlich den Eindruck in Europa zu sein. Der 1825 fertiggestellte Erie Canalway verbindet Lake Erie mit dem Hudson River und damit die gesamten Great Lakes mit New York City. Die mittlerweile modernisierte Schleuse 35 bei Lockport trug einmal den schönen Namen "Flight of Five" ...




… denn sie bestand, wie diese historische Aufnahme zeigt, aus fünf dicht aufeinanderfolgenden Schleusenbecken, mit denen ein Höhenunterschied von insgesamt 15 Metern überwunden werden konnte - wie im Flug. Die historische Anlage wurde erst vor wenigen Jahren liebevoll restauriert.




An den meisten Schleusen darf man kostenlos zelten. Oft stehen sogar Tische und Grills bereit. Genutzt wird das Angebot vor allem von Radfahrern und von Bootstouristen.




An einigen der Schleusen sind in den Jahren des Kanalbaus recht schöne Städtchen entstanden. Dieses hier - Albion - wirbt mit dem Slogan "Where History Lives!".



Nach drei Kanal-Tagen unternehme ich einen Abstecher ins Hinterland. Hier am Hill Cumorah ist im Jahr 1827 die Religionsgemeinschaft der Mormonen entstanden - aus einer Begegnung des Bauern Joseph Smith mit einem Engel namens Moroni.



Der letzte Abend in den USA. Ich habe das Ostufer des Lake Ontario erreicht und kehre am nächsten Tag nach Kanada zurück.




In Kingston fahre ich über den Campus des Royal Military College of Canada, wo sich gerade die RMC Paladins auf ihr nächstes Rugby-Spiel vorbereiten.




Der Thousand Islands National Park. Er schützt eine Inselgruppe im Oberlauf des Sankt-Lorenz-Stroms. Viele der kleinen Inseln sind bewohnt. Und es sind nicht die Ärmsten, die sich hier niedergelassen haben.





Bauherr dieses bescheidenen Ferienhäuschens ist zum Beispiel der Multimillionär George Boldt (1851-1916), der später auch das berühmte Waldorf-Astoria Hotel in New York City bauen ließ.




Wieder ein Kanal und wieder eine imposante Schleuse. Ich habe Ottawa, die Hauptstadt Kanadas, erreicht. Hier stürzt sich der 200 km lange Rideau Canal über acht aufeinander folgende Schleusenbecken in den Ottawa River.




Hoch über dem Fluss thront wie eine mittelalterliche Burganlage das kanadische Parlament. Der zentrale Turm ist bewusst dem Londoner Big Ben nachempfunden. Der Fluss ist Provinz- und Sprachgrenze zugleich. Ich verlasse das englischsprachige Ontario und fahre fortan durchs französischsprachige Quebec.




Je weiter ich nach Norden komme, umso stärker verfärbt sich das Laub. Fast könnte man von einem "Indian Summer" sprechen, wäre nur das Wetter etwas sommerlicher.





Ich folge einer alten Bahntrasse, aus der ein Radweg geworden ist. Er ist Teil des Grand Sentier, der einmal die Ost- und Westküste Kanadas miteinander verbinden soll. Mal ist er asphaltiert, mal sandig, mal grob geschottert.




Trotz des nasskalten Wetters schlage ich Abend für Abend mein kleines Zelt auf. Denn selbst in den entlegensten Ecken gibt es sehr schöne Campingplätze. Dieser hier ist sogar speziell für Radfahrer gedacht.





Fehlt nur noch ein kleines Lagerfeuer. So findet selbst der übelste Tag noch ein schönes Ende.




Zum Glück schließt der Himmel seine Pforten bald wieder, so dass sich eine kleine Wanderung durch den Mont Tremblaut National Park lohnt. Die bis zu 1000 m hohen Berge sind von einem Netzwerk aus Seen und Flüssen durchzogen. Ein Eldorado für Kanuten und andere Wassersportler.





Nur 150 km südlich liegt die zweitgrößte Stadt Kanadas: Montreal. Vom ihrem Hausberg, dem Mont Royal, hat man einen großartigen Blick auf die Downtown und den Sankt-Lorenz-Strom. Im Hintergrund sind sogar die etwa 200 km entfernten Adirondack Mountains im US-Bundesstaat New York zu sehen.






Es ist Freitag und Greta Thunberg ist in der Stadt. Also gibt es einen "Friday for Future" mit einer riesigen Demonstration gegen die Ursachen des Klimawandels und eine Politik, die diese nicht ernst genug nimmt.  




Ich marschiere eine Weile mit und ziehe ich mich dann in die Stille einer Kirche zurück. Es ist die Basilique Notre-Dame im Altstadtviertel Vieux-Montreal, ein Prunkstück des catholicisme québéqois.



Nicht weit entfernt liegt das Quartier Latin, das gemütliche Ausgehviertel der Stadt. 



Wieder ändert sich das Wetter. Dauerregen und Gegenwind bestimmen den nächsten Tag. Ich folge dem historischen Chemin du Roy, der Montreal mit Quebec verbindet, und gönne mir hier in Louisville ausnahmsweise mal ein gemütliches B&B mit einer ganz hervorragenden Küche.



Am nächsten Tag ist es zwar bitterkalt, doch es scheint wieder die Sonne. Also biege ich noch einmal ins bergige Hinterland des Sant-Lorenz-Stroms ab.



Hier, im La Mauricie National Park, kann man dann tatsächlich von einem "Indian Summer" sprechen: glasklare Luft, buntes Laub, blauer Himmel, Sonnenschein … Herrlich!




Mein letzter Zeltplatz. Das Thermometer ist in der Nacht unter die Null-Grad-Marke gefallen, so dass ich vor dem Frühstück erstmal die Feuerstelle reaktivieren muss. Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme.




Destination finale: Quebec City. Hier erst wird der Sankt-Lorenz tatsächlich zu einem Strom, einer riesig breiten Wasserstraße. Hoch über ihm das berühmteste Gebäude der Stadt: das Chateau Frontenac, ein 1893 errichtetes Luxushotel. Von hier geht es wieder zurück in den Heimat.

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