Sri Lanka

Sri Lanka. Für die meisten Urlauber heißt das: Traumstrände plus Ayurveda-Behandlung. Dass die Tropen-insel im Indischen Ozean weitaus mehr zu bieten hat, habe ich auf einer Radreise im Februar 2015 entdeckt.



Meine Route: von Negombo an der Westküste landeinwärts ins sog. "Kulturelle Dreieck" (Dambulla, Sigiriya, Polonnaruwa und Kandy), von dort hinauf ins Hochland auf über 2.000 m (Nuwara Eliya, Bandarawela), wieder hinunter zum Yala Nationalpark im Südosten und schließlich immer der Küste entlang (Tangalle, Galle) bis Hikkaduwa. Strecke mit dem Rad: 945 km. Höhenmeter: 11.940 m.



Für eine Radtour durch Sri Lanka braucht man nicht viel Gepäck. Preiswerte Unterkünfte und leckere Curries gibt es überall. Also habe ich Zelt und Kochgeschirr zuhause gelassen und mich mit weniger als 10 kg Gepäck auf den Weg gemacht.

Apropos "Curries" ... So sieht ein ganz normales Abendessen in einem ganz normalen Guest House aus - für zwei Personen. Was man nicht sieht: es ist alles höllisch scharf!

In Sri Lanka gibt es eine Fülle von Nebenstraßen, auf denen man herrlich radeln kann. Nur ein Navi sollte man dabei haben, denn Ortsschilder und Wegweiser sind Mangelware.

Die großen Überlandstraßen meidet man dagegen besser. Nach dem Ende des 26-jährigen Bürgerkrieges zwischen Singhalesen und Tamilen im Jahr 2009 müssen viele von ihnen erneuert werden. Da bleibt dann oft nicht mehr viel Platz für ein Fahrrad.

Aber nun der Reihe nach. Mein erstes Tagesziel ist Pinnawela, ein kleiner Ort am Ufer des Maha Oya, in dem es ein Waisenhaus für (Arbeits-)Elefanten gibt. Zweimal am Tag kann man ihnen beim Baden zuschauen.

Vor allem den "Kleinen" scheint das richtig Spaß zu machen ...


Am nächsten Tag bin ich Gast bei einer "Feuer-Puja", einem Opferritual, bei dem unter Gebeten und Trommelklang Blütenblätter, Kräuter und andere Opfergaben verbrannt werden - in diesem Fall zu Ehren des hinduistischen Gottes Shiva. Sri Lanka ist ein multireligiöses Land: Hindus, Buddhisten, Christen und Muslime leben (überraschend friedlich) nebeneinander.


Das erste kulturelle Highlight: die Höhlentempel von Dambulla. Es ist die größte Tempelanlage des Landes, hineingebaut in ein natürliches Höhlensystem, mit insgesamt 152 Buddhastatuen. Die ältesten Statuen und Malereien gehen auf das 1. Jahrhundert v. Chr. zurück, die meisten Werke stammen aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

Besonders schön: dieser liegende Buddha ...

Nicht weit entfernt: der "Löwenfelsen" von Sigiriya. Der Magmablock eines erodierten Vulkans diente im 5. Jahrhundert n. Chr. König Kassapa I. und seinem Gefolge als sichere Festung.

Warum "Löwenfelsen"? - Weil man das Felsplateau ursprünglich durch den Rachen eines Löwens betrat. Die Klauen der monumentalen Löwenfigur sind noch heute erhalten.

An den Wänden des Felsens sind wunderschöne Fresken zu sehen, u.a. diese beiden barbusigen Frauen, die als "Wolkenmädchen" in die Kunstgeschichte Sri Lankas eingegangen sind.

Beim Erklimmen des Felsens sollte man gut darauf achten, wohin man tritt. Denn er dient auch so manchem Tier als Heimat.


Das nächste kulturelle Highlight: Polonnaruwa. Von der Hauptstadt des zweitältesten Königreichs Sri Lankas (begründet im Jahr 1055) sind noch beeindruckende Ruinen erhalten.

Und schließlich der sog. "Zahntempel" von Kandy, in dem ein Backenzahn Buddhas verehrt wird. Der Tempel ist das Nationalheiligtum Sri Lankas.

Kein Wunder, dass hier stets großer Andrang herrscht ...

Genug der Kultur, es geht ins Hochland. Südlich von Kandy beginnt das Reich des berühmten "Ceylon-Tees". Bis auf 2.500 m Höhe reichen die in der britischen Kolonialzeit angelegten Teeplantagen hinauf.

Die Arbeit in den Plantagen ist beschwerlich. Nur die Blüte und die zwei jüngsten Blätter eines jeden Strauches werden gepflückt. Fleißige Pflückerinnen ernten etwa 20 kg pro Tag - und bekommen dafür knapp 4 Euro.

Wie viele Teeblätter wohl schon durch diese Hände gegangen sind ...

Auf einmal wieder eine ganz andere Landschaft: die "Horton Plains". Ein Hochplateau, das vor allem, wenn der Morgennebel sich hebt und die schweren Monsunwolken aus dem Tiefland noch nicht aufgestiegen sind, bezaubernd schön ist.

Apropos "Monsunwolken": die bescheren einem auch schon mal so ein Wetter ...

Zurück im Tiefland. Ich nähere mich dem Yala-Nationalpark. Hier muss man die Straße gelegentlich mit einem Elefanten teilen. Der Bus scheint dem riesigen Tier überhaupt nicht zu gefallen. Ich als Radfahrer habe 20 Minuten warten müssen, bis der Elefantenbulle wieder im Busch verschwunden war.

Schwieriger wäre es vermutlich bei dieser Species geworden. Aber zum Glück sitze ich da gerade mal nicht auf dem Rad, sondern in einem sicheren Jeep. Im Yala-Nationalpark leben noch etwa 35 Leoparden. Wir haben also großes Glück, dass uns dieses wunderschöne Tier gleich zu Beginn der Safari (um 5:30 Uhr in der Frühe) über den Weg läuft.


Drei andere Bewohner des Yala-Nationalparks: eine Ceylon-Hutaffen-Familie ...


Ich habe die Südküste Sri Lankas erreicht ...

Ein einfacher Fischer erzählt mir, wie er den Tsunami am 26. Dezember 2004 erlebt hat. Etwa 38.000 Menschen sind damals an den Küsten Sri Lankas gestorben, Hunderttausende haben ihre Häuser und Boote verloren. Immer wieder höre ich den Satz "Germany helped us very much!"

Immerhin: allmählich beginnt der gewinnbringende Pauschaltourismus wieder zu blühen ...

Aber auch an der Küste gibt es mehr als nur Sonne und Strand. Diese "Stelzenfischer" zum Beispiel, die eine Jahrhunderte alte Technik des Fischens bewahren ...






... oder die 1663 von den Niederländern errichtete Festung Galle mit ihren prächtigen Kolonialbauten, die zum Weltkulturerbe zählen.



Aber natürlich macht es nach einer anstrengenden Fahrradtour auch Spaß, einfach mal nur am Strand zu sitzen, ein Bier zu trinken ...


... und die vielen großartigen Eindrücke noch einmal Revue passieren zu lassen.

4 Kommentare:

  1. Lieber Gereon,
    Danke für deinen Beitrag - ich kann deine Fahrraderfahrungen absolut teilen und bin 2015 mit dem Rad durch Sri Lanka gefahren und habe es geliebt! Ich war auch überrascht wie gut die Straßenverhältnisse waren!
    Sein eigenes Rad mitzunehmen ist natürlich auch eine gute Sache, ich habe mir einfach bei Spinlister ein gutes Tourenrad gebucht, das war auch absolut tourentauglich und sogar von einem deutschen HErsteller (inkl. Magura Bremsen, cool oder?)
    Vielen Dank auf jeden Fall für deinen guten Bericht - ich werde bald wieder in Sri Lanka auf Radtour gehen und dieses mal noch den Norden bereisen...
    viele grüße
    Astrid

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    1. Hallo Astrid, vielen Dank für deine Zeilen - und deinen Hinweis auf Spinlister. Kannte ich bislang gar nicht, weil ich immer mit dem eigenen Rad unterwegs bin. Aber Du scheinst ja gute Erfahrungen damit zu machen. Wünsche dir eine gute zweite Tour durch Sri Lanka!

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  2. hallo - danke für deinen tollen Beitrag! Kannst du mir sagen, ob du im Februar irgendwo auf din r Insel Probleme mit dem Wetter hattest? Ich frage mich, ob man im Oktober auch gut mit dem Rad durch Sri Lanka kommt. Welch ein wunderschönes Land!

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    1. Vielen Dank für Dein Feedback! Das Wetter in Sri Lanka wird wesentlich vom regenreichen Südwestmonsun (Mitte Mai bis Ende September) und vom etwas regenärmeren Nordostmonsun (Oktober bis Mitte April) bestimmt. Insofern dürftest Du auch im Oktober (zumindest in der zweiten Monatshälfte) recht gute Bedingungen haben. Ich zentralen Hochland gibt es immer etwas Regen (wie eines der Bilder ja belegt). Das sollte Dich aber nicht abschrecken. Und ja: Sri Lanka ist wirklich wunderschön!

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