Oman


Im Sommer eine der heißesten Regionen der Welt mit Temperaturen über 50 Grad Celsius, im Winter ein Traum aus "Tausend und eine Nacht". Der Oman ist das Land des Weihrauchs, der Krummdolche, der Lehmburgen und der kargen Wüsten. Ich habe ihn im Februar 2012 mit dem Rad erkundet.

Meine Route: Von der Hauptstadt Muscat über Barka und Nakhal zum Jabal Shams (3.028 m) und Jabal Akhdar (2.930 m) und zu den Weltkulturstätten Bahla und Nizwa. Dann in die Sandwüste Al Wahiba und über Al-Ashkarah und das Meeresschildkröten-Reservat Ras-al-Jinz nach Sur. Von dort mit dem Auto zurück nach Muscat. Strecke mit dem Rad: 848 km. Höhenmeter: 8.746 m.

Muscat, die Hauptstadt des Oman. Sie hat nur 30.000 Einwohner und besteht im Wesentlichen aus Regierungsgebäuden. Rechnet man die stark wachsenden Vororte hinzu, umfasst die "Capital Area" allerdings schon 650.000 Menschen.

Das Zentrum der Macht: der futuristisch anmutende Königspalast Qasr al-alam, den Sultan Qaboos Anfang der 1970er Jahre errichten ließ, als das Erdöl im Land zu sprudeln begann.


Auch die Straßen der Hauptstadt zeugen vom Reichtum des Landes: elegante Laternen, gepflegte Grünanlagen und überall Monumente, die von der alten Kultur des Oman erzählen - hier ein überdimensionales Weihrauchfass und drei vergoldete Tonkrüge.


Auf - STRABAG sei Dank - bestens asphaltierter Straße geht es von Muscat in Richtung Inland. Die roten Pfosten zeigen an, dass die Straße ein Wadi quert: einen ausgetrockneten Flusslauf, der sich (wenn es denn einmal regnet) von jetzt auf gleich in ein reißendes Gewässer verwandeln kann. Man sollte sein Zelt daher niemals in einem Wadi aufstellen.


Das erste Etappenziel: die Oase Nakhal mit ihrer beeindruckenden Lehmburg aus dem 17. Jahrhundert. Nicht weit entfernt haben die Oasenbewohner das Wasser einer heißen Quelle aufgestaut. Ein idealer Platz, um mein Zelt aufzubauen und den müden Beinen etwas Erholung zu gönnen.


In der Kühle des frühen Morgens verkaufen Händler ihr Gemüse. Viele Omanis tragen noch die traditionelle Landestracht: die Dishdasha (das weite langärmelige Obergewand) und den Massar (einen leichten, aus einem Kaschmirtuch gewickelten Turban) oder die Kumma (eine mit aufwändigen Stickereien verzierte Kappe). Nur der Khanjar (Krummdolch) bleibt heute meist zu Hause.


Ich verlasse die gut asphaltierte Straße und biege auf eine Piste ab, die mich tiefer in die Berge hinein führt.

Schon nach wenigen Kilometern steigt sie ruppig an ...


... und windet sich dann unablässig die kargen Flanken des Gebirges hinauf.

Geschafft! Der Höhenmesser zeigt 1.999 Meter über N.N. an.


Und schon ist die Straße wieder bestens asphaltiert und erlaubt eine traumhaft schöne Abfahrt. Strapaze und Genuss liegen im Oman oft nah beieinander.



Die Landschaft wird schöner und schöner ...

Ich lasse das Rad einen Tag stehen und wandere zu einem Canyon am Fuße des Jabal Shams (3.028 m). Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Mein Wasserverbrauch steigt auf 8 bis 9 Liter pro Tag.

Auf dem Rückweg werde ich zu einem Kaffee eingeladen. Die Wohnungseinrichtung der einfachen Leute besteht oft nur aus ein paar Teppichen und etwas Geschirr. Umso beeindruckender ist ihre Gastfreundschaft.

Schon wieder eine Einladung. Diesmal hat mich eine Gruppe junger Lehrer an ihren Picknickplatz gerufen. Es gibt Datteln, Bananen und Orangen.

Die Festung von Bahla. Sie ist die größte Lehmburg des Landes und steht seit 1987 auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Nicht weit entfernt: die Festung von Nizwa. Ihr mächtiger Turm hat einen Durchmesser von 36 Metern. Bis ins 12. Jahrhundert hinein war Nizwa die Hauptstadt des Oman.

Es geht noch einmal hoch hinauf: an den Hängen des Jabal Akhdar (2.930 m) wird seit Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben. Die kunstvoll angelegten Terrassen unterhalb der Dörfer sind bereits von weitem zu sehen.

Die erste Panne nach vielen Jahren: das Ventil meines Vorderreifens hat sich mit einem lauten Zischen verabschiedet. Durch das Dauerbremsen während der 20 km langen Abfahrt vom Jabal Akhdar sind - trotz größter Vorsicht und einiger Pausen - die Felgen so heiß geworden, dass sich die Vulkanisierung gelöst hat. Natürlich habe ich einen Ersatzschlauch dabei.


"End of the road." - Ab hier geht es nur noch auf Sandpisten weiter. Ich muss mein Rad auf einen Jeep verladen, wenn ich etwas von der großen Sandwüste Al Wahiba sehen will.



Kaum zu glauben: mitten im Nirgendwo leben Nomaden mit ihren Kamel- und Ziegenherden.


Auch ich schlage mein Lager auf und wandere einige Stunden lang durch diese unwirtliche und zugleich bezaubernd schöne Wüstenlandschaft.

Die Kamele scheinen ihren Weg alleine zu kennen. Menschen sind weit und breit nicht zu sehen. Nur die Spuren von Geländewagen belegen, dass auch hier die Moderne allmählich Einzug hält.

Wieder auf dem Rad. Ich habe die Küste erreicht. Auf der asphaltierten und steigungsarmen Straße geht es gut voran.

In Ras al Jinz lassen sich Meeresschildkröten bei der Eiablage beobachten. Im Schutz der Dunkelheit schleppen sich die bis zu 500 kg schweren Tiere ans Land, graben eine tiefe Kuhle und legen 50 bis 60 tischtennisballgroße Eier ab.

Ich habe die alte Hafenstadt Sur erreicht, in der heute noch Dhaus gebaut werden - jene legendären Handelsschiffe, mit denen bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. Seehandel mit Ostafrika und Indien betrieben wurde.


In einer Werft lässt sich die (nur mündlich überlieferte!) Schiffsbaukunst aus nächster Nähe beobachten.

Ein schneller Ritt zurück nach Muscat und meine "Tour of Oman" ist (am selben Tag wie das gleichnamige Radrennen) zu Ende.

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