Zur Côte d’Azur

 

Von den Alpen zur Côte d’Azur: eine Tour, die ich während der Corona-Pandemie im Oktober 2020 gemacht habe. Fliegen war nicht möglich, nördlich der Alpen war es bereits ungemütlich, also: mit dem Auto in die Schweiz und dann der Sonne und dem Meer entgegen!






Das Auto lasse ich bei Freunden in Reinach stehen, etwas nördlich von Luzern. Von dort geht es erst nach Genf und dann - dem Lauf der Rhône und der Isère folgend - zur französischen und italienischen Riviera. Von Genua aus fahre ich dann wieder zurück in die Schweiz. Strecke: 1.786 km. Höhenmeter: 12.529 m.




Luzern. Noch scheine ich goldene Herbsttage vor mir zu haben. Doch der Anschein trügt ...





Auf den Bergen liegt bereits ordentlich Schnee und Regenschauer gibt es auch. Die erste Tagesetappe führt mich nach Flüeli hinauf, in das Heimatdorf des hl. Niklaus von der Flüe. Die Schweiz wie aus dem Bilderbuch.




Nach einem völlig verregneten Tag, an dem ich mich mühsam über einen Pass gequält habe, reißt der Himmel wieder auf. Im Simmental. Da, wo das gute Rindfleisch herkommt. Ist das nicht ein herrlicher Ausblick! Da ist die Mühe des Vortags schnell vergessen.






Am Genfer See wendet sich das Blatt dann leider noch einmal. Für fünf Tage wird der Regen nun zu meinem festen Begleiter. Beim Défilé de l’Écluse, wo sich die Rhône ihren Weg durch das Jura-Gebirge bricht, schüttet es so stark, dass ich mich anschließend regelrecht auswringen kann.





Erst in Grenoble wird es allmählich besser. Die 600.000-Einwohner-Stadt ist nicht gerade hübsch, besticht aber durch ihre Lage und durch ihre eigenwillige Kabinenbahn.




Im beschaulichen Vallée de l'Isère (nicht zu verwechseln mit dem Skiort Val d'Isère!) ist die Walnussernte in vollem Gange. Ich folge der Isère drei Tage lang, bis sie in die Rhône mündet.


Die Rhône ist zunächst mal nur ein breiter Strom, nicht besonders attraktiv - zumal der Himmel wieder grau verhangen ist.




Dann aber: Die Provence! Der Mont Ventoux! Blauer Himmel und Sonnenschein! Hier durchquere ich gerade die Domaine Bosquet des Papes, die einen ganz hervorragenden Châteauneuf-du-Pape produziert.




Arles. Bekannt für ihre schöne Altstadt, das römische Amphitheater, die Kathedrale Saint-Trophime und ihren wohl berühmtesten Einwohner Vincent van Gogh. Seit Kurzem hat Arles noch eine Attraktion ...





... den Parc des Ateliers LUMA, einen Kunst- und Kulturkomplex, dessen zentrales Gebäude kein Geringerer als Franck Gehry entworfen hat. 




Marseille. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs wartet mit einem großartigen Panorama auf. Man muss nur einmal kurz hinauf zur Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Mont.





Ich habe die französische Riviera erreicht. Auf den ersten hundert Kilometern sammle ich nochmal ordentlich Höhenmeter. Hier zum Beispiel auf einer kleinen Straße bei Cassis. Die Steigung beträgt bis zu 28 Prozent.





Saint-Tropez. Einst ein beschauliches Fischerdorf, heute ein Hotspot für Reiche und Neureiche.




Ich bin übrigens nicht der einzige, der mit dem Rad unterwegs ist. Die meisten allerdings sitzen auf einem Rennbock, den Blick ganz tief auf den Asphalt gerichtet. Schade eigentlich bei dieser Landschaft ...




In Cannes muss ich mich entscheiden: Übernachte ich im Carlton oder im Miramar? Scherz beiseite. Die Hotels in Cannes sind für mich unerschwinglich. Ich fahre weiter und suche mir eine einfache Unterkunft.




Nizza. Nur wenige Tage nach meiner Ankunft, am 31.10.2020, ereignet sich hier wieder ein schreckliches Attentat. Die quirlige Stadt mit ihrer schönen Promenade des Anglais will einfach nicht zur Ruhe kommen.




Gerade mal 20 Kilometer weiter: Monaco, der nächste Nobel-Hotspot. Sechs Ferraris, zwei Lamborghinis, zwei Rolls Royce und ein Bentley überholen mich an diesem Tag ...



... und eine Limousine mit einer recht prominenten Beifahrerin: Princesse Charlène - natürlich mit der zur Zeit obligatorischen Mund-Nase-Bedeckung. Irgendwie scheint sie Interesse an mir zu haben. Oder bilde ich mir das nur ein? ;-)




Von Monaco ist es nur noch ein Katzensprung nach Italien. Auch hier an der ligurischen Küste fährt man offensichtlich gern Rad. Ich habe die italienische Riviera erreicht. Genauer: die Riviera di Ponente, die sich von der Grenze bis nach Genua erstreckt, um dann von der Riviera di Levante abgelöst zu werden.




Hier gibt es einen wunderbaren Bahntrassen-Radweg, der abseits der stark befahrenen Küstenstraße und ohne größere Steigungen direkt am Meer entlang verläuft.


In einem knapp 3 km langen Tunnel wird die Geschichte des Radrenn-Klassikers Mailand - San Remo dokumentiert. In den Jahren 2000 und 2001 hat ihn Erik Zabel gewonnen.


So schön kann eine Tagesetappe enden: Porto Maurizio - nur eines von vielen Städtchen, die sich wunderschön an die felsige Steilküste schmiegen.


Es geht nach Genau hinein. Die Fahrt durch die riesigen Hafenanlagen ist ein kleines Abenteuer. Immerhin gibt es über weite Strecken einen recht ordentlichen Radweg.


Wer von Genua zurück in den Norden will, muss den Apennin überqueren. Die Pässe sind zwar nur 500 bis 600 m hoch, haben es zum Teil aber ganz schön in sich.


Dann wird mein Weg wieder von Weinreben flankiert. Hier wächst der berühmte Gavi di Gavi.


Ich durchquere die Poebene. Die Schönheit der Landschaft liegt hier eher im Detail ...


... wobei der Po selbst schon auch etwas Beeindruckendes hat.


Die Ponte coperto von Pavia. Sie überspannt den Fluss Ticino, der nahe der Stadt in den Po mündet. Die alte Universitätsstadt Pavia punktet vor allem mit ihren Kirchen und Klöstern.


Das mit Abstand berühmteste ist die Certosa di Pavia. Die im 14. Jahrhundert von Kartäusern errichtete Klosteranlage wird heute von Zisterziensern bewohnt und zählt zu den "Nationaldenkmälern Italiens".

Wer von Pavia in Richtung Alpen will und dabei den Großraum Mailand meiden möchte, folgt am besten dem Lauf des Ticino, der (wie der Name schon sagt) im Tessin entspringt. Für Abwechslung sorgen dabei hübsche Sommerresidenzen, die sich Adelige aus Mailand errichtet haben.


Der Lago Maggiore, das Tor zum Tessin. Selbst bei herbstlichem Wetter ein schöner Anblick.


Ascona. Hier am Nordufer des Lago Maggiore endet meine Tour. Ich fahre mit dem Zug durch den Gotthard-Basistunnel und bin schon drei Stunden später wieder in Reichnach, wo bereits meine Schweizer Freunde und mein Auto auf mich warten.

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