Thailand

Durch Massentourismus und Kinderprostitution in Verruf geraten und doch eines der schönsten und kulturell reichsten Länder Asiens. Ich habe es im Winter 2009 mit dem Fahrrad und dem Moped erkundet.
 
Zunächst die Route mit dem Fahrrad: von Bangkok zu den "schwimmenden Märkten" von Damnoen Saduak und der berühmten "Brücke am Kwai" in Kanchanaburi. Dann dem Lauf des Kwai durch die Berge folgend zum "Drei-Pagoden-Pass" Ban Chedi an der Landesgrenze zu Myanmar (früher: Burma). Von dort mit dem Bus zurück ins Flachland zur alten Königsstadt Ayutthaya. Strecke mit dem Rad: 510 km. Höhenmeter: 4.060 m.
 
Bangkok: ein Moloch aus Hitze, Verkehr, Lärm und Staub - vor allem in der trubeligen "China Town".
 
Hier sammle ich meine ersten Erfahrungen mit der "echten" chinesischen Küche. Unfassbar, was man alles essen kann. ;-)
 
Bangkok, das ist aber auch unermesslicher Reichtum und Schönheit. Hier der Eingang zum Wat Phra Kaeo, dem "Tempel des Smaragd-Buddhas".
 
Und hier ein Blick in seinen Innenhof, in dem rund um die Uhr geopfert wird.
 
Vor allem Früchteopfer erfreuen sich in Thailand größter Beliebtheit.
 
Nach zweieinhalb Tagen Sightseeing verlasse ich Bangkok gen Westen. Je weiter ich die Hauptstadt hinter mir lasse, umso erträglicher wird der Verkehr.
 
Eine kurze Rast an einem Kiosk. Mein schwer bepackter Drahtesel fällt immer gleich auf - leider auch den streunenden Hunden, von denen es in Thailand ganze Herrscharen gibt. Bereits der erste Tag beschert mir vier Verfolgungsjagden - und das bei 32 Grad Celsius und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. :-(
 
Die "schwimmenden Märkte" von Damnoen Saduak sind ein Muss für jeden Thailand-Reisenden. Als das Land noch über kein richtiges Straßennetz verfügte, wurden alle möglichen Markt- und Handelswaren in Booten transportiert und auch gleich auf dem Wasser verkauft. In Damnoen Saduak ist das noch heute so.
 
Ob Hüte oder frittierte Bananen, alles kann direkt vom Boot aus erworben werden.
 
Eine meiner Unterkünfte: die schlichte Zelle eines buddhistischen Dorfklosters. So hart das Bett ...


... so gastfreundlich die Mönche. Hier sitzen wir gerade beim Frühstück zusammen und teilen die Gaben, die die Mönche bei ihrem frühmorgendlichen "Bettelgang" gesammelt haben. Am Abend zuvor haben wir Fußball geschaut: Schalke 04 - Hertha BSC (1:0). Ohne ein Wort Englisch oder gar Deutsch zu verstehen, wussten die Mönche so genau, woher ich komme. Fußball verbindet eben doch die Welt.
 

Die berühmte "Brücke am Kwai": heute eine moderne Stahlbrücke. Die ursprüngliche, von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen errichtete Bambusbrücke wurde bekanntlich durch die Alliierten zerstört. Der oscarprämierte Film mit Alec Guiness wurde allerdings nicht hier, sondern in Ceylon gedreht, wo man das aus 1.200 Bambusrohren bestehende Original eigens noch mal aufgebaut hat - nur um es in der letzten Szene des Films wieder zur sprengen.
 

Ein beklemmender Ort: die sog. "Todeseisenbahn", zu der die Brücke am Kwai gehört - auch sie von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen gebaut. Passagen wie diese mussten mit einfachen Pickeln und Hacken in den Fels geschlagen werden. Rund 90.000 Menschen verloren bei dieser menschenverachtenden Arbeit ihr Leben. Rechts im Bild ein kleiner Gedenkstein für Zwangsarbeiter aus Australien.
 

Je kleiner die Straßen, desto schwieriger die Orientierung (ich bin noch ohne GPS unterwegs). Meist klappt es, indem ich mir die ersten drei Schriftzeichen merke und versuche, sie beim nächsten Abzweig wieder zu erkennen.


"End of the road." - An der Grenze zur "Union of Myanmar", dem früheren Burma, geht's für mich nicht weiter. Irgendwann einmal werde ich mich vielleicht von der anderen Seite diesem Grenzposten nähern. Für jetzt heißt es: umkehren und auf demselben Weg zurück.
 
Zweimal dieselbe Strecke mit dem Rad ist öde. Also nehme ich den Bus. Über acht Stunden dauert die kurvenreichen Fahrt zurück nach Kanchanaburi und von dort weiter nach Ayutthaya.
 
Ayutthaya war von 1351 bis 1767 Hauptstadt des Königreichs von Siam. Ihre Ruinen gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und stehen denen von Angkor Wat nicht viel nach. - Von hier sollte es eigentlich weiter mit dem Rad nach Nordthailand gehen. Doch meine linke Achillessehne hat schon vor einigen Tagen zu schmerzen begonnen. Um sie nicht vollends zu ruinieren, entschließe ich mich nach einigem Hin- und Herüberlegen ...
 
... mit dem Moped weiterzufahren. Die kleine Honda kostet gerade mal 2 Euro pro Tag, hat 125 qm Hubraum und fährt locker 130 km/h. Meine Hinterradpacktaschen passen perfekt an die Sattelreling, die Lenkertasche kommt in den Vorderradkorb.
 
Ausgangspunkt der Moped-Etappe ist Chiang Mai, nur eine Flugstunde von Bangkok entfernt. Von hier aus geht es über den höchsten Berg Thailands, den Doi Inthanon (2.565 m), in eine Gegend, in der noch archaische Bergvölker leben; weiter zum "Goldenen Dreieck" (wo Thailand, Myanmar und Laos aufeinandertreffen) und schließlich über den Berg Phu Chi Fa wieder zurück nach Chiang Mai. Strecke mit dem Moped: 1.308 km. Höhenmeter: 15.120 m.
 
Auch das trägt zur Erholung von den Strapazen der Fahrrad-Etappe bei: eine Gruppe von Freunden hat mich an ihren Picknick-Tisch eingeladen. Es gibt höllisch scharfe Salate, knusprige Froschschenkel, frittierte Maden, (leckeres!) Singha-Bier und Thai-Whisky.

Mit etwas schwerem Kopf fahre ich am nächsten Tag den Doi Inthanon hinauf. Leider hüllt er seinen Gipfel in Wolken. Vielleicht hat ja auch er tags zuvor etwas zu viel Thai-Whisky getrunken. ;-)
 
Mae Aw: eines der entlegenen Dörfer, in dem noch archaische Bergvölker leben. Hier ist es der Volksstamm der Lahu. In anderen Dörfern sind es Karen, Yao, Lisu oder Hmong.
 
Einmal in der Woche kommen sie auf einem Markt zusammen, um das, was ihre kargen Äcker so hergeben, zu verkaufen ...
 
... oder auch einfach nur, um ihre bunte Tracht auszuführen.
 
Das legendäre "Goldene Dreieck". Über Jahrhunderte wurden hier Drogen geschmuggelt. Heute begegnen sich am Zusammenfluss von Mae Sai und Mekong drei Länder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: das kapitalistisch geprägte Thailand, das kommunistische Laos und die Militärdikatur Myanmar.


Der große Mekong. Selbst in der Trockenzeit führt er beeindruckende Wassermassen. Auf seinem knapp 5.000 km langen Weg von der Quelle im tibetischen Hochland bis zur Mündung ins südchinesische Meer strömt er durch sechs verschiedene Länder.


Auf dem Gipfel des Phu Chi Fa (1.628 m). Hinter mir das Bergland von Laos. Vielleicht eines der nächstes Reiseziele. Jetzt aber heißt es erst einmal: zurück nach Chiang Mai!


Gerade rechtzeitig zu Beginn des großen Nachtmarktes treffe ich ein ...


... und komme so noch einmal in den Genuss der zwar höllisch scharfen, aber auch ungemein vielfältigen und leckeren thailändischen Küche ...


... bis ich schließlich wie diese Mönche in einen heiligen Schlummer falle und die Erinnerung an eine abermals traumhafte Reise beginnt.

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