Mexiko I



Armut, Drogenhandel, organisierte Kriminalität ... Wer sich allein an Zeitungsschlagzeilen orientiert, wird einen großen Bogen um das südlichste Land Nordamerikas machen. Dabei hat Mexiko soviel Großartiges zu bieten! Ich bin im Februar 2014 auf der Wüstenhalbinsel Baja California unterwegs gewesen und es ist eine meiner schönsten Touren geworden.



Die Route: Von Tijuana, der angeblich "gefährlichsten Stadt der Welt", geht es - mal der Pazifikküste, mal dem Golf von Kalifornien folgend - die niederkalifornische Halbinsel hinunter, um pünktlich am Rosenmontag La Paz zu erreichen, die Metropole des mexikanischen Karnevals. Strecke: 1.260 km. Höhenmeter: 10.690 m.

Mein erster Eindruck ist ein beklemmender: die Grenze zwischen den USA und Mexiko, die sich zwischen die Städte San Diego und Tijuana schiebt. Als Bürger der sog. "Ersten Welt" kann ich sie völlig problemlos überschreiten. Ich schiebe mein Fahrrad einfach hinüber. Keine Passkontrolle, kein Zoll, nichts dergleichen. Wer sie in entgegengesetzter Richtung passieren will, hat es deutlich schwerer, wie es die nicht enden wollende Menschenschlange bereits erahnen lässt.


Tijuana ist keine sonderlich schöne Stadt, aber auch keine besonders gefährliche. Zumindest nicht für einen Touristen, der sie am hellichten Tag durchstreift. Meine Route ist diesmal denkbar einfach: ich folge von Anfang bis Ende der "Mex 1". Erste Etappenziele sind Rosarito und Ensenada.

Dann wird es deutlich einsamer und das Wüstenabenteuer beginnt. Durch die Deutschlandfahne auf meinem Gepäcksack können die mexikanischen Autofahrer schon von weitem erkennen, dass ich kein "Gringo" (also kein US-Amerikaner) bin. Das soll durchaus von Vorteil sein ...

Die Mex 1 windet sich durch ein ziemlich gebirgiges Terrain. Ranchos und kleinere Ortschaften gibt es etwa alle 80 bis 100 Kilometer. Dazwischen prägen vor allem die bis zu 15 Meter hohen Cardón-Kakteen das Landschaftsbild.

Besonders schön: eine etwa 6 Meter hohe Agavenblüte.

Mein erster Zeltplatz. Kostenlos, wunderschön, herrlich ruhig ... Einziges Problem: der ganze Boden ist von Dornen übersät, so dass ich mir in dieser Nacht den ersten platten Reifen hole.

Unangenehm sind in Mexiko auch die vielen halbwilden Hunde, die mich regelmäßig verfolgen. Einmal habe ich gar fünf Pitbulls an meinem Hinterrad hängen. Hier ausnahmsweise mal ein friedliches Exemplar.

Während mein Rad draußen gut bewacht ist, gönne ich mir eine Mittagspause in dieser urigen Loncheria. Mutter und Tochter kochen gemeinsam.

Zwei Burritos, etwas Mole (Bohnenmus) und Salat. Dazu Nachos mit einem Chili-Dip und eine Cola. So sieht das klassische Mittagessen in Mexiko aus. Man beachte den Kölner Dom auf dem Kalender!

On the road again ... An diesem Tag geht es 80 Kilometer lang leicht bergab. Genußradeln pur! 

 ... wären da nicht immer wieder diese riesigen Trucks mit ihren meist übermüdeten Fahrern. Da die Mex 1 keinen Seitenstreifen hat, kann es da schon mal eng werden.



Immer wieder stößt man auf kleine, liebevoll gestaltete Gedenkstätten wie diese. Also besser mal anhalten oder ausweichen!








Ich habe Guerrero Negro erreicht. In der vor den Toren der Stadt liegenden Lagune kalben jedes Jahr Hunderte von Grauwalen. Die gewaltigen Tiere sind so zutraulich, dass man sie vom Boot aus streicheln kann.


Neugierig lugt ein erst wenige Tage alter Grauwal zu uns im Boot hinauf. Ein großartiges Erlebnis!




Wieder auf dem Rad. Das Desierto del Vizcaino, das ich hier durchquere, gehört den Geiern. Schon ein seltsames Gefühl, sie so abwartend über sich fliegen zu sehen ...





... aber auch sie werden irgendwann einmal müde und müssen auf einem Kaktus ausruhen.

Inmitten der Wüste das kleine Dorf San Ignacio. Kaum ist die Sonne untergegangen, bildet sich eine Schlange vor der Tortillería.







Die aus Mais- oder Weizenmehl gefertigte Tortilla ist der Grundbaustein der mexikanischen Küche und wird zu allem und jedem verarbeitet: zu Tacos, Nachos, Burritos, Enchiladas, Empanadas uvm.

Zwei Gauchos vor einer Taco-Bar ...


Diesen jungen Gauchos bin ich bei einem Kindergartenfest begegnet. Früh übt sich, was ein richtiger Macho werden will! ;-)

Es geht weiter durch eine atemberaubend schöne Vulkanlandschaft. Im Hintergrund Las Tres Virgenes. Der höchste der drei Vulkane erhebt sich 1.940 Meter über N.N.

Dann habe ich den Golf von Kalifornien (engl. Sea of Cortez) erreicht.

An der einsamen Bucht lagern außer mir nur noch ein paar "Zugvögel": pensionierte US-Amerikaner, die das Winterhalbjahr hier verbringen, bevor sie mit ihren Motorhomes wieder in den kühleren Norden ziehen.

Ich habe für ein paar Pesos ein einfaches Seekajak gemietet und erkunde die vorgelagerte Inselwelt.

Eine Bucht schöner als die andere! Und immer wieder us-amerikanische Motorhomes.

Die Mision Nuestra Senora de Loreto, 1697 von spanischen Jesuiten erbaut. Die erste und damit älteste Mission Kaliforniens.

Auch in der Bucht von Loreto lassen sich Wale beobachten. Hier taucht gerade ein Blauwal auf. Das größte lebende Säugetier der Welt.

Nicht minder beeindruckend: ein Pelikan, der sich an der Hafenmole sonnt.

Auf den Genuss folgt wieder Mühsal. Ich verlasse die Mex 1 für einen Tag und folge einer Piste, die mal mit Sand, mal mit Geröll und mal mit einer solchen Furt aufwartet.

Fast am Ziel: die Bucht von La Paz. Jacques Cousteau hat sie "das Aquarium der Welt" genannt. Hier tummeln sich Wale, Haie, Seehunde, Pelikane, Kormorane und Fregattvögel ... und alle sind wieder aus nächster Nähe zu erleben.

Fehlt nur noch der berühmte "Carnaval La Paz", der just an meinem letzten Reisetag beginnt ...

... indem die Lichtgestalt "Lucero" funkensprühend über die Menschen hinwegfliegt und sie zum ausgelassenen Feiern einlädt.

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