Auf einer Römerstraße durch die Alpen: über den Fernpass ins Inntal, über den Reschenpass ins Etschtal, auf der Südtiroler Weinstraße und durchs malerische Val Sugana nach Venedig. Seit Oktober 2025 gehört auch die Via Claudia Augusta zu meinen Touren. Strecke: 640 km. Höhenmeter: 5.179 m.
Es ist eine Tour, die Erinnerungen weckt. Denn ich bin mit Alex unterwegs, mit dem ich meine ersten großen Radreisen unternommen habe - vor mehr als 30 Jahren! Seitdem waren wir nicht mehr gemeinsam unterwegs. Doch schon nach wenigen Kilometern fühlt es sich an, als sei es erst gestern gewesen.
Wir starten im bayerischen Pfaffenwinkel. Genauer gesagt in Hohenfurch, wo Alex und seine Frau Sabine nun schon seit vielen Jahren leben. Das Wetter ist zu Beginn noch herbstlich trüb. Aber die Aussicht auf ein paar sonnige und wärmere Tage südlich des Alpenhauptkamms treibt uns voran.
Bereits am zweiten Tag überqueren wir den Fernpass (1.212 m) - nicht auf der überfüllten Landesstraße, über die wir schon so manches Mal mit dem Auto hinweggebrettert sind, sondern auf angenehm ruhigen Forst- und Wirtschaftswegen ...
... auf denen es mitunter auch schon mal eng wird. Das aber steigert nur ihren Reiz. Und dass es immer wieder mal regnet, stellt mit unserer heutigen Regenbekleidung auch kein Problem dar.
Kaum sind wir ins Inntal hinuntergerollt, wartet auch schon der nächste Anstieg auf uns. Es geht den Reschenpass (1.504 m) hinauf - auf einer Straße, die nur wenige Meter hinter der schweizerischen Grenze wieder nach Österreich abbiegt und dann weiter nach Italien führt. Drei Länder also an einem Tag.
Und da ist auch schon das sonnige Wetter. Wir sind auf der Alpensüdseite, in Glurns, und haben bereits 2.680 Höhenmeter in unseren Knochen. Wie gut, dass am Abend eine Sauna auf uns wartet - und ein ganz hervorragendes Südtiroler Abendessen.
Die nächste Etappe ist erholsam. Denn es geht fast ausschließlich bergab: durch die "Genussregion Vinschgau". Die Apfelernte ist in vollem Gange, es werden noch Erdbeeren angeboten und immer wieder duftet es nach Almkäse, Kaminwurzen und frisch gebackenen Vinschgerlen.
Unser Etappenziel ist Algund. Das kurz vor Meran gelegene Bergdorf bietet eine spektakuläre Aussicht auf das Dorf Tirol und die noch weitestgehend schneefreie Texelgruppe.
Auch der nächste Vormittag ist noch recht erholsam. Es geht auf dem Etschtalradweg weiter in Richtung Bozen. Im Hintergrund ist bereits der Rosengarten zu sehen, in dem wir vor vielen Jahren mal wandernd und kletternd unterwegs waren.
Dann aber geht es wieder bergauf. Nach Kaltern, hoch über dem Kalterer See. Wir haben die nächste "Genussregion" erreicht: die Südtiroler Weinstraße. Lagrein, Vernatsch, Traminer ... Mehr als ein Gläschen pro Tag können wir uns allerdings nicht erlauben, denn es warten noch so einige Höhenmeter auf uns.
Zunächst aber geht es nach Trient. Für die Besichtigung der durchaus sehenswerten Stadt nehmen wir uns einen halben Tag Zeit, bevor es dann noch einmal so richtig zur Sache geht ...
Wir verlassen das Etschtal und quälen uns nach Levico Terme hinauf. Die Via Claudia Augusta windet sich hier von einem Höhenzug zum anderen, weil die Flusstäler zur Zeit der Römer kaum passierbar waren. Aber die Mühe lohnt ...
... denn nicht nur Levico Terme ist wunderschön, sondern auch das sich anschließende Hochtal Val Sugana. Hier können wir wieder einem Flusslauf folgen, dem Oberlauf der Brenta, die bei Levico Terme entspringt und sich südlich von Venedig ins Mittelmeer ergießt.
In Borgo Valsugana, dem Hauptort des Suganertals, ist gerade das Festival del Canederlo in vollem Gange, das "Festival der Knödel". Das kommt uns gerade recht bei unserem aktuellen Kalorienbedarf.
Gut gestärkt fahren wir weiter durch das nun immer enger und schöner werdende Suganertal, bevor wir es bei Primolano wieder verlassen und uns nach Feltre hinaufschrauben.
Die alte Festungsstadt liegt am Rande der Belluneser Dolomiten und hat eine wunderschöne Altstadt. Deshalb gönnen wir uns einen Pausentag und erkunden die Gegend mit einem Mietwagen und auf Schusters Rappen.
Die letzten Höhenmeter dieser Tour. Es geht durch die Prosecco-Hügel, die sich zwischen Valdobbiadene und Conegliano erstrecken. Eine zauberhafte Region mit grünen Weinterrassen, entzückenden Dörfern und natürlich bestem Prosecco.
Von dem können wir uns nun tatsächlich auch mal etwas gönnen. Denn die letzten beiden Etappen sind flach. Wir fahren über die schöne Provinzstadt Treviso und das antike Städtchen Altino in Richtung Mittelmeer.
Zur Zeit der Römer war Altino eine Hafenstadt, das Ende der Via Claudia Augusta. Heute liegt sie inmitten einer riesigen Lagune, die wir einen Tag lang mit unseren Rädern umrunden.
Dann aber sinid wir am Mittelmeer, genauer: an der Adria. Die Sonne scheint, es ist kein einziges Wölkchen am Himmel und das Thermometer zeigt noch angenehme 25 °C an - und das im Oktober!
Die letzten Kilometer bis Venedig gehen übers Wasser. Und da wir noch immer nicht gelernt haben mit unseren Rädern über Wasser zu fahren, nehmen wir eine Fähre.
Arrivato! Wir sind im Herzen der märchenhaften Lagunenstadt angekommen und können sie noch zwei Tage lang erkunden, bevor es wieder zurück nach Bayern geht, wo dann sicher schon bald wieder eine nächste Tour beginnen wird.
























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