Zwei Flüsse bilden das Grundgerüst dieser Tour: la Marne et la Meuse. Der Marne folge ich von Reims bis Langres, der Maas von ihrer Quelle bis Sedan. Eine überraschend abwechslungsreiche Frühlingstour im Mai 2025. Strecke: 632 km. Höhenmeter: 3.750 m.
In Reims ist die Kathedrale natürlich ein Muss. Aber auch die Basilique St-Remi, die Grabeskirche des hl. Remigius, und die weltberühmte Champagner-Kellerei Taittinger lohnen einen Besuch. Und schon bin ich mittendrin in Frankreich und seiner großartigen Kultur.
Vor den Toren der Stadt liegt die Montagne de Reims mit ihren zahlreichen, teils exzellenten Weingütern, die vor allem die Champagner-Rebsorten Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay kultivieren. Ein recht hügeliges, aber landschaftlich reizvolles Terrain.
Die Champagne ist wie der ganze Osten Frankreichs von zahlreichen Wasserstraßen durchzogen. Diese hier, der Canal de l'Aisne à la Marne, bringt mich zur Marne, der ich dann bis in ihr Quellgebiet hinauf folge.
Erstes Etappenziel ist Chalons-en-Champagne, eine alte Bischofsstadt mit drei wunderschönen Kirchen, die allesamt aus dem 12. Jh. stammen. Ein aufgeräumtes kleines Städtchen.
Dann wird es ländlich. Kleine Dörfer und Schleusen prägen das Landschaftsbild. Da der Oberlauf der Marne nicht schiffbar ist, wird er von einem Kanal flankiert, dem Canal entre Champagne et Bourgogne. Dessen Treidelpfade sind durchgängig zu einem Radweg ausgebaut, so dass ich gut vorankomme.
Auf den wenigen Straßen, die ich nutzen muss, kommen mir mehr Rennradfahrer als Autos entgegen. Mein zweites Etappenziel ist der kleine Weiler Chamouilley. Hier gibt es lediglich ein kleines Gasthaus, die Auberge du Cheval Blanc. Das aber hat eine ganz hervorragende Küche. Empfehlung!
Dann geht es weiter am Kanal entlang, von einer Schleuse zur nächsten. Empfehlung hier: Ein Hörbuch mitnehmen! Denn die Strecke ist nicht sonderlich abwechslungsreich. Ich habe mich für den Roman "Die Champagnerkönigin" von Petra Durst-Benning entschieden.
Er lässt sich leicht lesen bzw. anhören und gibt einen guten Einblick in das Leben der Champagner-Winzer, die mir auch hier, am Oberlauf der Marne, auf Schritt und Tritt begegnen.
Viaduc de Chaumont: Das 1857 eingeweihte, 650 m lange und 50 m hohe Viadukt über dem Tal der Suize ist das bedeutendste Natursteinviadukt Westeuropas. Es wurde erbaut, damit die Bahnstrecke Paris-Mulhouse die auf einem Felsen gelegene Stadt Chaumont erreicht.
Von Chaumont aus mache ich einen kleinen Abstecher in Richtung Westen. Ich fahre mit dem Zug nach Bar-sur-Aube und von dort wieder mit dem Rad zurück nach Chaumont. Der Grund liegt auf etwa halber Strecke: Colombey-les-Deux-Églises.
In dem kleinen Ort - genauer: im Landhaus La Boisserie - haben sich am 14. September 1958 Charles de Gaulle und Konrad Adenauer getroffen und den Grundstein der deutsch-französischen Aussöhnung und Freundschaft gelegt.
Dann geht's weiter am Kanal entlang - nicht mehr monoton geradeaus, sondern von einer Biegung zur nächsten. Denn die Landschaft wird nun wieder hügeliger. Ich nähere mit dem Quellgebiet der Marne, das unweit der Stadt Langres liegt.
Langres ist eine "Stadt auf dem Berg". Sie liegt auf dem Vorsprung eines riesigen Kalksteinplateaus. Aufgrund ihrer Grenzlage zu Burgund und Lothringen hat sie sich im 14. und 15. Jh. zu einer mächtigen Festungsstadt entwickelt.
Bekannt ist Langres für den gleichnamigen Käse, der einen ganz ähnlichen Geschmack wie der Èpoisses hat, und für den Aufklärer und Enzyklopädisten Denis Diderot, dessen Denkmal den zentralen Stadtplatz ziert.
Die Quelle der Maas. Von nun an geht es zwar tendenziell bergab, die zu meisternden Höhenmeter aber werden mehr. Denn der Maas-Radweg, auf dem ich mich nun bewege, folgt keineswegs nur dem Flussufer.
Die Orte zu seiner Rechten und Linken tragen oft ein "sur-Meuse" in ihrem Namen: "über der Maas". Sie wurden also hoch über dem Fluss erbaut - aus Verteidigungsgründen und weil die Maas früher ständig ihren Lauf geändert und ihre Auen überflutet hat.
Mit anderen Worten: Es geht ständig bergauf. Wie hier zur Stadtmauer von Bourmont-entre-Meuse-et-Mouzon, einem Ort, der ausnahmsweise mal kein "sur-Meuse" in seinem Namen trägt.
In dieser ziemlich abgelegenen Region Frankreichs ist Jeanne d'Arc groß geworden, die "Jungfrau von Orleans". Ich besuche ihren Geburtsort Domrémy-la-Pucelle, die Dorfkirche, in der sie getauft wurde, und die zu ihren Ehren erbaute Basilique du Bois-Chenu.
In den kleinen Orten entlang der Route stoße ich immer wieder auf solche Lavoirs. Sie stammen zumeist aus dem 18. oder 19. Jh. und waren weit mehr als nur ein Waschhaus. Hier waren die "Waschweiber" zugange. Es wurde also geratscht und getratscht - wie heute bei Facebook und Instagram.
Zum Schluss wird es noch einmal ernst. Ich fahre über die Schlachtfelder von Verdun, auf denen allein im Jahr 1916 über 800.000 Soldaten ihr Leben verloren haben. Eine bis heute nicht fassbare Grausamkeit.
Hoch über den endlosen Grabfeldern erhbt sich das Ossuaire de Douaumont, ein gewaltiges Beinhaus, in dem die sterblichen Überreste von rund 130.000 nicht identifizierten Soldaten aufbewahrt werden.
Hier haben sich bei einer Gedenkfeier am 22. September 1984 der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl die Hand gereicht. Der berühmte "Handschlag von Verdun", eine der symbolträchtigsten Gesten der deutsch-französischen Aussöhnung.
Die letzten zwei Etappen verlaufen durch eine ruhige, unspektakuläre Landschaft. Und das ist auch gut so. Denn so können sich die Eindrücke von Verdun und all den anderen Orten dieser Tour noch ein wenig setzen, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.
























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