Mecklenburg-Vorpommern


Diese Tour ist anders als alle anderen Touren. Warum? Dazu gleich mehr. Es war im Sommer 1999. Da bin ich mit Thomas und Klaus durch MeckPomm gefahren. Von Sternberg inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte nach Wismar, von dort immer der Ostseeküste entlang nach Stralsund und dann einmal rund um die Insel Rügen. Strecke: 435 km. Höhenmeter: 2.130 m.


Das sind die Helden dieser Tour. Thomas, mit dem ich schon mehrfach auf dem Rad unterwegs gewesen bin, meine Wenigkeit und Klaus, der bis kurz vor dieser Tour noch nicht mal ein Fahrrad besessen hat. Und damit beginnt das Drama ...

























Das ist das Rad, das Klaus sich eigens für diese Tour auf einem Flohmarkt gekauft hat - für 100 D-Mark. Und das Gepäck, das er für die knapp zehntägige Ausfahrt mitgenommen hat. Man beachte ein kleines, auffälliges Detail ...

Klaus war der Meinung, dass so ein Fahrrad auch mit einer Uhr ausgestattet sein müsse. Und die war, wie alles, was er mitgeschleppt hat, ein klein wenig überdimensioniert.

Es geht los. Endlich! Nachdem wir etwa zwei Stunden gebraucht haben, bis sich das Klappern und Quietschen des Flohmarkt-Rades in Grenzen hielt und kein Gepäckstück mehr auf die Straße fiel. Von Sternberg geht es zunächst durch eine leicht wellige Landschaft der Küste entgegen. Der gute Klaus: "Ich dachte, MeckPomm sei flach! Wann machen wir endlich mal eine Pause?"

Unser erster Zeltplatz. Leider nicht auf dem Bild zu sehen: das riesige Honigglas, das Klaus mitgeschleppt hat. Mit seinem Inhalt hätten wir uns locker an eine dreimonatige Antarktis-Durchquerung machen können.

Die Aufnahme von Nahrung ist auf dieser Tour ohnehin ein großes Thema. Denn während man isst und trinkt, muss man ja nicht Fahrrad fahren. Hier sitzen wir bereits auf dem schönen Marktplatz von Wismar.

In der alten Hansestadt erblicken wir zum ersten mal die Ostsee - noch bei etwas trübem Wetter. Doch das ändert sich schon bald.

Über dem Ostseebad Rerik am östlichen Ende der Wismarer Bucht strahlt bereits die Sonne ...

... und der Strand füllt sich mit Wasserratten und Sonnenanbetern.

In Mecklenburg-Vorpommern ist man oft auf Allen unterwegs. Der Vorteil: die dichten Baumkronen spenden viel Schatten. Der Nachteil: es gibt keinen Seitenstreifen. Man muss seine Ohren daher immer nach hinten stellen.

Das nächste kulturelle Highlight: das gotische Münster von Bad Doberan. Die im Jahr 1232 geweihte Kirche gehörte mal zu einer Zisterzienserabtei und zählt zu den bedeutendsten hochgotischen Backsteingebäuden Europas.

In Bad Doberan sind wir in einer katholischen Kirchengemeinde zu Gast. Wir können unser Zelt verpackt auf dem Fahrrad lassen und dürfen im Kirchenraum übernachten.

Die Hansestadt Rostock, unser nächstes Etappenziel. Hier ist gerade ein großes Hafenfest im Gange.

Ein riesiges Stück frisch geräucherter Lachs. Was für ein Genuß! So eine Küstentour hat schon was.

Dann geht es durch eine sehr schöne Boddenlandschaft. Die flachen, buchtartigen Küstengewässer sind während der letzten Eiszeit entstanden. Da sie nahezu salzfrei sind, verfügen sie über eine sehr vielfältige Flora und Fauna.

Mittendrin: das kleine Städtchen Barth, etwas südlich von Zingst gelegen. Ein Hotspot der mittelalterlichen Backstein-Gotik. Die Stadttore, die Hauptkirche St. Marien und etliche Bürgerhäuser: sie alle stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind vergleichsweise gut in Schuss.

In Stralsund dagegen werden wir wieder daran erinnert, dass die Zeit des real ruinierenden Sozialismus noch nicht allzu weit zurückliegt. Viele Ecken der Stadt erwecken den Eindruck, als sei der Zweite Weltkrieg erst gerade vorbei.

Immerhin: im Zentrum ist schon das ein oder andere Haus restauriert. Und auch die Kirchen können sich wieder sehen lassen. 

Von Stralsund geht es auf die Insel Rügen. Hier ist der "Rasende Roland" zuhause. Die mehr als 100 Jahre alte dampfbetriebene Kleinbahn versorgte mal das ganze Inselgebiet. Heute verkehrt sie noch als Museumszug zwischen Putbus und Göhren.

Wie gerne wäre Klaus da mitgefahren! Denn es warten wieder Hügel auf uns: die Stubbenkammer. Hier bricht dem Guten doch tatsächlich der Lenker ab. Wir können uns gerade noch zu einem Campingplatz retten, wo Klaus dann ein neues Rad geschenkt bekommt - oder sagen wir besser: ein noch viel maroderes Rad.

Mit dem geht es dann am nächsten Tag zum Königsstuhl, dem berühmten Kreidefelsen, den der Maler Caspar David Friedrich so wunderbar auf die Leinwand gebracht hat.

Das nächste Wahrzeichen Rügens ist nicht weit entfernt: das Leuchtfeuer Dornbusch auf der Insel Hiddensee, die sich eng an die Hauptinsel anschmiegt und doch eine ganz eigene Ausstrahlung hat. Von hier fahren wir wieder zurück nach Stralsund und von dort dann mit dem Zug nach Schwerin.

In der Hauptstadt des Landes Mecklenburg-Vorpommern endet diese besondere Tour. Die beiden Räder, die Klaus unter seinem Hintern hatte, sind übrigens in MeckPomm geblieben. Möglicherweise stehen sie ja heute in irgendeinem archäologischen Museum. - Übrigens: Klaus hat nie wieder in seinem Leben eine Radtour unternommen, aber wir sind bis heute Freunde. ;-)

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