Irland



Grüne Wiesen, Hecken, Bruchsteinmauern: so hatte ich mir Irland vorgestellt. Ich war mit einer Jugend-gruppe auf der Grünen Insel unterwegs. Im Sommer 1984. Die erste Radtour, von der es Bilder gibt.





Unsere Route: Von der ostirischen Hafenstadt Rosslare Harbour über Waterford und Cork an die Westküste. Dort folgt dann ein Highlight auf das andere: der Ring of Kerry, die Cliffs of Moher, das Burren-Gebiet und Connemara. Als krönender Abschluss: die Hauptstadt Dublin. Strecke: 1.240 km. Höhenmeter: ca. 6.500 m.





Aus 8 Personen besteht unsere kleine Gruppe. Der in der Mitte, das bin ich. Links neben mir, das ist Alex, mit dem ich noch so manch andere Tour unternommen habe. Klaus ist leider nicht auf dem Bild, weil er gerade fotografiert. Mit ihm bin ich ein Jahr später durch die Niederlande gefahren.




Nach einer langen Anreise mit Zug und Fähre heißt uns dieses Schild willkommen. Klar, dass wir gleich am ersten Abend ausprobieren, wie das schwarze Gebräu in seiner Heimat schmeckt!





Unser erster Lagerplatz. Die Jungs schauen einer Kuhherde nach, die beinahe unsere Zelte niedergelegt hätte. Eine solche Begegnung gab es nicht nur einmal. Denn wir haben unser Lager fast immer auf Kuh-weiden aufgeschlagen.



Essen fassen! Das ist einer der Vorteile einer Gruppentour: es gibt viele Töpfe und viele Köche. So haben wir niemals darben müssen.





Vor Killarney heben sich die ersten Berge empor. Sie sind zwar nur ein paar hundert Meter hoch, machen uns aber dennoch ordentlich zu schaffen. Denn das Thermometer zeigt bis zu 30 °C an. Wir hätten einen "Jahrhundertsommer" erwischt, bekommen wir immer wieder zu hören.



Auf einen Anstieg folgt ja aber zum Glück auch immer eine Abfahrt. Hier erwischt mich der Fotograf gerade in voller Fahrt. Und nein: ich fahre nicht auf der falschen Fahrbahn, in Irland herrscht bekanntlich Linksverkehr.



Eine andere Art der Abkühlung. Es ist der Upper Lake im Killarney Nationalpark, der uns hier zu einer Schwimmpause einlädt.




So sieht er vom Aussichtspunkt Molls Gap aus. Der kleine, nur 260 m hohe Pass gehört bereits zum Ring of Kerry, jener berühmten Panoramastraße, die die Iveragh-Halbinsel im County Kerry umrundet.






In den 1980er Jahren galt der beschauliche Küstenabschnitt noch als Geheimtipp. Heute schieben sich in der Hochsaison endlose Blechlawinen über die schmale Straße hinweg.





Auch die weißen Sandstrände - ja, wir befinden uns immer noch in Irland! - sind heute deutlich überlaufener.







Das nächste Highlight: die Cliffs of Moher. Auf einer Länge von 8 km bricht die irische Insel hier 200 m tief in den Atlantik ab.









Parkplätze, Kassenhäuschen, Absperrzäune? Fehlanzeige. Noch sind die Cliffs ein Stück unberührte Natur.

10 Meilen noch bis Lisdoonvarna. Ganz in der Nähe liegt das kleine Fischerdorf Doolin, bekannt für seine "Singing Pubs". Drei sind es an der Zahl. Denn das 200-Seelen-Dorf ist aus dem Zusammenschluss dreier noch kleinerer Dörfer ent-standen, die alle ihren eigenen Pub behalten wollten. So gibt es bis auf den heutigen Tag das McGann's, das O'Connors und das Mc'Dermotts. In allen dreien wird Musik gemacht.

Und das geht so: Wer mit einem Instrument in die Kneipe kommt, bestellt sich ein Bier, sucht sich einen Platz und beginnt zu spielen. So kann es passieren, dass zunächst nur eine tin whistle zu hören ist, eine kleine Blechflöte. Etwas später kommen dann eine Fiedel oder eine Gitarre hinzu, ein Banjo oder ein Akkordeon, mitunter auch die uillean pipes, der typisch irische Dudelsack, der nicht mit dem Mund, sondern über einen mit dem Ellenbogen betätigten Blasebalg mit Luft versorgt wird. Je mehr Instrumente im Einsatz sind und je mehr Bier die Runde macht, umso turbulenter geht es zu.

Leider gibt es kein Bild davon, aber wir haben einen solchen Abend miterlebt und es war einfach nur großartig!





Wir nähern uns dem Burren-Gebiet, einer Karstlandschaft im County Clare. Oliver Cromwell hat die schroffe Kalksteinwüste so beschrieben: "Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte."




Dennoch haben sich Menschen in dieser unwirtlichen Gegend niedergelassen.





Wir haben die Hafenstadt Galway erreicht und sind ziemlich geschlaucht. Von der Hitze, vom Wind, von der kargen Landschaft ... Da tut ein bisschen Zivilisation ganz gut.




Dann fahren wir durch Connemara, eine der schönsten Gegenden Irlands. Connemara, das sind einsame Heide- und Moorgebiete, das sind die Twelve Bens, ein malerischer Gebirgszug, und das sind so verträumte Orte wie Kylemore Abbey. Irland wie aus dem Bilderbuch.




Wir haben so gut gehaushaltet, dass wir uns am Ende der Tour ausnahmsweise mal ein B&B leisten können. "How do you like your eggs? Scrambled, fried, sunny side up?"



Nach zwei schönen Tagen in Dublin geht's wieder nach Hause. Wir hätten auch Sitzplätze gehabt. Aber wer lässt nach so einer Radtour schon seinen treuesten Gefährten allein?

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