Italien

Auf der Via Francigena nach Rom pilgern, das war die Grundidee. Daraus geworden ist eine Rundfahrt durch nahezu alle norditalienischen Provinzen: die Lombardei, die Emilia Romagna, Ligurien, die Toskana, Latium, die Abruzzen und die Marken. Im September 2021.


Meine Route: Von Pavia über den Passo della Cisa zur Riviera, durch die Toskana und Latium nach Rom, mit dem Zug nach Pescara und von dort entlang der Adria-Küste und durch die Poebene zurück nach Pavia. Strecke mit dem Rad: 1.544 km. Höhenmeter: 12.993 m.


Ich bin zunächst als Pilger unterwegs - "in bicicletta".


An der Via Francigena gibt es überall einfache Pilgerherbergen, in denen ich für kleines Geld absteigen kann. Aufgrund der noch immer andauernden Corona-Pandemie habe ich den Schlafsaal meist für mich.


Nach einem Tag in der Poebene schwingt sich der Pilgerweg den Apennin hinauf.


Höchster Punkt und prominentester Pass ist der 1.041 m hohe Passo della Cisa.


Von dort geht es in die grüne Lunigiana hinab. Ein wenig bekanntes, aber wunderschönes Stück Italien, das bis zur Küste nach La Spezia reicht.


Von dort fahre ich mit dem Zug nach Genua, um gleich wieder mit dem Rad zurückzufahren. Ein kleiner Abstecher von der Via Francigena, um die Riviera di Levante kennenzulernen und meine Tour an die letztjährige "Zur Riviera" anzubinden.


Die Riviera, das ist für viele vor allem die kleine Hafenstadt Portofino, in der es mittlerweile zugeht wie in Monaco und San Tropez. Zugegeben: der Ort ist schön. Aber es gibt es noch eine ganze Reihe anderer schöner Flecken.


Den Nationalpark Cinque Terre zum Beispiel. Der beschert mir zwar jede Menge Höhenmeter, bietet dafür aber auch herrliche Aussichten.


Wieder an der Küste. Hinter mir liegt die Stadt Carrara mit ihren berühmten Marmorbrüchen.


Was wäre Italien ohne seine Ristoranti, in denen der Padrone noch jeden Gast persönlich begrüßt ...


... und ganz köstliche Dinge auf den Teller zaubert. Hier ist es ein ganz vorzügliches Antipasto del mare.


Und was wäre Italien ohne seinen berühmten schiefen Turm! Ich bin früh dran und kann ihn daher ohne die sonst übliche Warteschlage besteigen. Noch mehr beeindruckt mich allerdings die Kathedrale, ein Meisterwerk aus bestem Carrara-Marmor. 


Am nächsten Tag bin ich in Lucca. Die gut 1000 Jahre alte Stadt ist komplett von einem Wall umgeben und hat sich ihren organischen Aufbau über die Jahrhunderte bewahrt. Da ist nichts, was dem Auge weh tun könnte.


Dann heißt es wieder Höhenmeter sammeln! In der Toskana geht es auf und ab.


Nächster Stopp: San Gimignano. Das "Manhattan der Toskana" ist vor allem für seine mittelalterlichen Geschlechtertürme bekannt. Schon die 13 noch erhaltenen Türme verleihen der Stadt ein besonderes Flair. Kaum vorstellbar, dass es mal 70 waren!


Und dann: Siena. So schön die Piazza del Campo, die Kathedrale und die übrigen Sehenswürdigkeiten auch sind: mir ist die Stadt zu überlaufen. Trotz Corona-Pandemie schieben sich ganze Busladungen von Touristen durch die engen Gassen.


Schnell weiter also in einsamere Gefilde. Auf die Via Eroica, eine 209 km lange Schotterstraße, auf der einmal im Jahr eines der härtesten Radrennen der Welt stattfindet. Sie verlangt auch mir so einiges ab ...


... belohnt mich aber auch mit solchen Bilderbuch-Ansichten. Toskana pur!
  

Fehlt nur noch ein gutes Glas Rotwein.


Das gibt es hier: in Montalcino. Der berühmte Rosso di Montalcino ist einer der besten Tropfen, den die Toskana hervorbringt. Wie schade, dass man sich als Radfahrer so zurückhalten muss ...


... aber die nächsten Hügel warten. An manchen kämpfe ich mich ab, andere sind einfach nur wunderschön anzusehen.


Dann bin ich in Latium. Genauer am Lago di Bolsena. Von hier sind es nur noch 100 km bis zur Ewigen Stadt. Deshalb hat man den Rom-Pilgern ein motivierendes Denkmal gesetzt.


Während die meisten der Hauptstadt auf einer Schnellstraße entgegenrauschen, folge ich der Via Cassia antica. Anstrengend, aber auch faszinierend, wenn man bedenkt, dass diese Steine vor gut 2000 Jahren von den Römern verlegt wurden - und immer noch da sind.


Die Campagna romana. Was hat der alte Goethe von ihr geschwärmt. Aber sie ist auch wirklich schön.
 

Dann habe ich das Ziel meiner Pilgerfahrt erreicht: das Grab des hl. Petrus und den nach ihm benannten Dom. Hier übrigens ein Blick von der Dachterrasse des Collegium Germanicum, in dem ich fünf Jahre lang gelebt und studiert habe und nun wieder als Frater maior ("großer Bruder") aufgenommen werde.


Seitenwechsel. Ich bin mit dem Zug von Rom nach Pescara gefahren und folge nun der Ostküste Italiens.


Obwohl es bereits Ende September ist, lädt die Adria noch immer zum Baden ein. Es ist halt nur ein wenig ruhiger als in der quirligen Hochsaison.


Ancona. Von hier geht's rüber nach Kroatien, auf die andere Seite der Adria.


Und dann: San Marino. Der 44. Staat, den ich unter die Felgen nehme. Und wie man sieht: ein schönes, aber nicht gerade einfaches Radlerrevier.


Auch sonst wartet die Adriaküste mit dem ein oder anderen Hügel auf. Hier ist es der immerhin 572 m hohe Monte Conero, ein beliebtes Urlaubsgebiet der Italiener.


Dann hat die Plackerei ein Ende. Ich bin in Ravenna. Das in der Nähe des Po-Deltas gelegene Städtchen ist für seine atemberaubend schönen Mosaiken bekannt. Ich kannte sie bereits alle aus Bildbänden. Aber sie an Ort und Stelle zu sehen, ist nochmal etwas ganz anderes.


Auf das kulturelle Highlight folgt wieder ein landschaftliches. Der Parco regionale del Delta del Po. Da sage noch einer, die Po-Ebene sei eine langweilige Gegend. Etwa 370 Vogelarten sind hier zuhause, darunter Seeschwalben, Kormorane und Flamingos.


Für Kulturelles haben hier vor allem die d'Estes (Ferrara) und Gonzagas (Mantua) gesorgt. Wer in die Gegend von Mantua kommt, sollte sich unbedingt auch Sabbioneta anschauen, ein komplett erhaltenes Rennaissancestädtchen mit einer ganzen Reihe hochrangiger Sehenswürdigkeiten.


Wer denkt hier nicht gleich an Don Camillo und Peppone. Die letzten zwei Etappen führen mich an solch verschlafenen Dörfern vorbei. Auf autofreien Wegen und bei (immer noch) bestem Wetter. Dann bin ich wieder in Pavia und meine Italien-Rundfahrt ist zu Ende.

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