Zeeland-Südholland

Eine kleine Runde durch Zeeland und Südholland. Drei Tage nur, aber sehr abwechslungsreich. Im April 2024, von Breda nach Dordrecht. Strecke mit dem Rad: 274 km. Höhenmeter: unerheblich.

Mein Auto lasse ich bei Breda stehen, am Kasteel Bouvigne, einer Burg aus dem 16. Jahrhundert. Der Himmel ist grau verhangen und es weht ein stürmischer Wind.

Anfangs werde ich noch von Wäldern geschützt, später bläst mir der Sturm gnadenlos entgegen - mit einer Stärke von 6 bis 7 Beaufort. Ein ziemlich heftiger Einstieg.

Erstes Etappenziel ist Bergen op Zoom, eine schmucke Kleinstadt, die im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet blieb und heute vor allem von der Austern- und Hummerzucht lebt.

Am nächsten Morgen lacht die Sonne und der Himmel ist strahlend blau. Auch der Wind hat sich etwas gelegt: Er weht mir nur noch mit 3 bis 4 Beaufort entgegen.

Das Huys van Roosevelt. Es erinnert mit einer kleinen Ausstellung daran, dass US-Präsident Franklin D. Roosevelt seine Wurzeln in der Region Tholen hatte.

Nicht weit entfernt liegt die Krammersluizen, eine riesige Schleuse, die das Süßwasser der Krammer (einer Wasserstraße im Rhein-Maas-Delta) vom Salzwasser der Osterschelde trennt und von einem modernen Windpark flankiert wird.

Wasser und Land wechseln sich nun mit schöner Regelmäßigkeit ab. Hier die Vogelkijkscherm Gluurmuur Zeeuws landschap, ein Vogelschutzgebiet, das ich weiträumig umfahren muss.

Der Plompe Toren, ein Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert. Er gehörte ursprünglich zur Pfarrkirche von Koudekerke, einem Dorf, das wie dreizehn weitere Dörfer aufgrund immer neuer Deichbrüche aufgegeben werden musste.

Das zweite Etappenzeil ist Renesse. Etwas außerhalb, gleich hinter dem Deich, liegt das kleine Hotel 't Klokje, das ich nur empfehlen kann. Hervorragende Küche, schöne Zimmer, gute Matratzen ... Eine Wohltat nach 93 Kilometern Gegenwindfahren!

Und dann endlich: das Meer! Bei wiederum herrlichem Sonnenschein. Die Strände sind noch leer, umso angenehmer ist es - zumal mir der Wind nun nicht mehr frontal entgegenbläst.

So kann ich ganz entspannt meinem nächsten Etappenziel entgegenfahren - auf bestens asphaltierten Radwegen, wie es sich für die Niederlande gehört.

Es geht durch die Duinen Goeree, ein Naturschutzgebiet, von dem man bereits ...

... den Rotterdamer Hafen sehen kann.

Dann geht's noch einmal übers Wasser: auf dem Haringvlietdamm, Europas größtem Tidesperrwerk. Es ist fünf Kilometer lang und damit das größte der insgesamt sechs niederländischen Deltawerke (die übrigens auf einen Meeresspiegelanstieg von nur 40 Zentimetern ausgelegt sind!).

Über dem kleinen Ort Brielle zieht sich der Himmel dann leider wieder zu. Deshalb mache ich nicht viele Fotos, obwohl es schon sehr schöne Gassen, Häuser und Kanäle gibt. Beim nächsten Mal!

Was folgt, ist eine Reihe von Brücken und Fähren. Die kleinste davon ist diese hier: eine handgetriebene Seilfähre für Fußgänger und Radfahrer. Man muss schon ordentlich kurbeln, um von der einen zur anderen Seite zu kommen.

Dann bin ich in Delft und kann mich gerade noch rechtzeitig vor einem kräftigen Gewitterschauer in Sicherheit bringen.

Delft, das ist noch immer die Stadt des berühmten Delfts Blauw (wobei das Gros des Porzellans mittlerweile aus fernöstlicher Produktion stammt) und des nicht weniger berühmten Malers Jan Vermeer (1632-1675).

Der alte Stadtkern mit seinen verträumten Grachten und teils nur handtuchschmalen Gassen misst kaum mehr als einen Quadratkilometer, aber es gab ihn schon, als die nahegelegene Hafenstadt Rotterdam noch ein unbedeutendes Dorf war.

Trotz großer Zerstörungen durch einen verheerenden Stadtbrand Mitte des 16. Jahrhunderts sind zahlreiche historische Monumente erhalten geblieben, wie etwa dieser 1505 erbaute Stadtpalast, dessen Fassade mit bunten Wappen geschmückt ist.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und ich bin in Gouda. Vor dem gotischen Stadthuis auf dem riesigen Grote Markt florierte früher der Käsehandel. Heute wird er nur noch ab und zu einmal als Touristen-Spektakel inszeniert.

Auf den letzten Kilometern wird es nochmal typisch niederländisch: Wiesen, Kanäle, Windmühlen ... und natürlich das Fiets, mit dem man dieses Land so wunderbar durchstreifen kann. Ich komme wieder, keine Frage!

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