Flandern / Wallonie

Ostern 2022. Meine vierte Belgien-Tour. Startpunkt ist wieder die alt-ehrwürdige Universitätsstadt Leuven. Von dort geht es im Uhrzeigersinn einmal um Brüssel herum, durch Flandern und die Wallonie. Strecke: 439 km. Höhenmeter: 1.109 m.

Der Grote Markt von Leuven mit seinen schmucken Giebelhäusern präsentiert sich wieder unter einem strahlend blauem Himmel. Ich trinke ein erstes Abdijbier und mache mich auf den Weg.

Die erste Tagesetappe ist nicht gerade spektakulär. Ich folge einem Bahntrassenweg. Immerhin komme ich darauf recht schnell voran, so dass noch viel Zeit für das Etappenziel bleibt.

Namur, die Hauptstadt der Wallonie. Wie oft bin ich schon an ihr vorbeigefahren. Nun endlich habe ich Zeit, sie mir ein wenig näher anzuschauen. Besonders lohnend ist der Aufstieg zur Zitadelle, von der man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Flüsse Maas und Sambre hat.

Da ich den Maas-Radweg bereits vor Jahren unter die Felgen genommen habe, folge ich diesmal der Sambre. An ihrem Unterlauf ist sie noch recht idyllisch. Es geht an verschlafenen Dörfern und alten Abteien vorbei. Diese hier, die Abbaye Floreffe, geht auf das Jahr 1121 zurück.


Dann treten immer häufiger Industrieanlagen ans Flussufer. Ich nähere mich dem belgischen Kohlerevier.

Dessen weltweit bekanntes Symbol ist die Zeche Bois du Caizer. Sie erlangte 1956 traurige Berühmtheit, als beim größten Grubenunglück der belgischen Geschichte 262 Bergleute ihr Leben verloren haben. Heute zählt sie wie die Essener Zeche Zollverein zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Urbanes Zentrum des belgischen Kohlereviers ist die Stadt Charleroi. Groß, aber nicht besonders schön.

Nein, das ist nicht Duisburg-Bruckhausen. Das sind Industrieruinen am Stadtrand von Charleroi.

Kurz darauf verschwinden sie in einer immer grüner werdenden Flusslandschaft.

Abteien treten wieder an ihre Stelle. Hier die aus dem 12. Jh. stammende Abbaye d'Aulne. Na gut, ganz in Schuss ist auch die nicht mehr. Aber zumindest das Abteibier wird noch gebraut. Und das schmeckt richtig gut.

Mons, das Herz der Borinage. Hier ist aus dem Hilfsprediger Vincent van Gogh der weltberühmte Maler geworden. Noch nicht wissend, was er mit seinem Leben anfangen soll, ist er aus den Niederlanden hergekommen, um den Bergarbeitern predigen.

Das Bergwerk, in das er damals eingefahren ist, gibt es noch heute. Ein Graffito erinnert an sein Wirken.

Nicht weit entfernt das Haus, in dem er zu dieser Zeit gewohnt hat. Ich klappere einige seiner Wirkungsstätten ab und fahre dann weiter nach ...

Tournai. Die an der Schelde gelegene Bischofsstadt ist nach Tongeren die zweitältste Stadt Belgiens und hat eine wunderschöne Kathedrale.

Dann folge ich der Schelde in Richtung Norden. Ein mühsames Unterfangen, denn es bläst mir ein kalter Wind entgegen.

Es geht an Oudenaarde vorbei, dem Mekka des belgischen Radsports. Die legendäre Ronde van Vlanderen beginnt und endet hier.

Klar, dass ich mir das kleine Museum anschaue, mit Erinnerungsstücken von Eddie Merckx, Rudi Altig und Fabian Cancellara.

Als Belohnung für den anstrengenden Kampf gegen den Wind gibt es wieder eine wunderschöne Stadt: Gent. Hier biege ich gen Osten ab, um den Wind auch weiterhin gegen mich zu haben.

Tagesziel ist Mechelen. Von hier geht es am nächsten Tag weiter nach Leuven, wo der Wind sich legt und meine Tour endet. Die nächste wird dann wohl durch die etwas windgeschützeren Ardennen führen.

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