Marokko


Der Süden Marokkos ist ein ideales Terrain für Radtouren. Kaum Verkehr, stabiles Wetter, freundliche Menschen. Dazu die alte Kultur der Berber und eine Wüste, die alles andere als eintönig ist. Ich war im Februar 2011 dort unterwegs.

Meine Route: Von Agadir hinauf nach Tafraoute und wieder hinab in die Ait-Mansour-Schlucht. Dann noch mal über den Hauptkamm des Antiatlas nach Tata und weiter über Foum Zguid und das Wadi Draa nach Zagora. Schließlich mit dem Auto nach Marrakesch. Strecke mit dem Rad: 705 km. Höhenmeter: 7.876 m.


Bereits der erste Tag hat es in sich: aus dem winterlich-kalten Deutschland ins 26 Grad warme Marokko katapultiert, noch eine kräftige Erkältung in den Knochen, warten gleich etliche Höhenmeter auf mich. Es geht den Antiatlas hinauf.


Zwei Drittel des Anstiegs sind geschafft! In einem Hochtal auf knapp 1.200 m lädt das Ksar Tizourgane zum Verweilen ein. Das auf einem Hügel thronende Berberdorf wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet und im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Festung ausgebaut.


Endlich das erlösende Verkehrsschild: die Passhöhe (1.685 m) ist erreicht! Nun sind es nur noch 20 km bis Tafraoute. Ich muss mich sputen, denn die Sonne geht bereits unter.


Die ockerfarbenen Lehmhäuser beginnen im warmen Licht der untergehenden Sonne regelrecht zu glühen.


Tafraoute liegt im sog. "Tal der Ammeln" (benannt nach dem hier ansässigen Berberstamm), das von bizarren Felsformationen überzogen ist. Im Norden der Hauptkamm des Antiatlas mit bis zu 2.400 m hohen Gipfeln, im Süden die imposante Ait-Mansour-Schlucht, ...


... in die ich mich am nächsten Tag hinab rollen lasse.


Die kleine Straße windet sich über 20 km durch einen engen Canyon, ...


... bevor sie in einer traumhaft schönen Dattelpalmenoase mündet.


Ein typischer Anblick in Marokko: für jedes Familienmitglied steht eine Tajine vor der Tür. In den traditionellen Lehmkochtöpfen schmort das Essen stundenlang vor sich hin.


Auch ich gönne mir nach den anstrengenden ersten Tagen eine leckere Tajine: mit Lammfleisch, Zwiebeln, Trockenpflaumen, Tomaten und Nüssen. Dazu wird Couscous oder Fladenbrot gereicht.


Wieder bei Kräften, erklimme ich den Hauptkamm des Antiatlas zum zweiten Mal.


Im Februar blühen die Mandelbäume. Das verleiht der kargen Landschaft ein wenig Farbe.


Eine kurze Rast in einem kleinen Dorf bei Tata. Ich fülle meine Wasser- und Dattelvorräte auf. Am Himmel will sich partout keine Wolke zeigen.


In Sachen Unterkunft muss man in Marokko genügsam sein. So sieht ein ordentliches Hotelzimmer aus. Das Fahrrad kommt aus Sicherheitsgründen immer mit aufs Zimmer.

On the road again ... Die größten Steigungen habe ich hinter mir. Dafür wird es nun einsamer und einsamer ...


... aber auch schöner und schöner. Fast stündlich wechselt die Wüste ihr Gesicht.

Hinter Tata folgt die Straße über viele Kilometer dem Jebel Bani, einer mächtigen Verwerfung, die die Grenze zur Sahara markiert.


Auf der anderen Seite des Jebel Bani, also in der Sahara. Es wird ungemütlich. Ein Sandsturm zieht auf. Schon zehn Minuten später ist von der Landschaft nichts mehr zu sehen. Ich verhülle mein Gesicht mit Tüchern und versuche so gut es geht die Augen zu schließen. Aber die winzigen Sandkörner kommen doch überall hin.

Nach ein paar Stunden ist der Spuk vorbei und ich erreiche erschöpft die Oase Foum Zguid. Duschen, Wäschewaschen, Tagebuchschreiben ... was können alltägliche Verrichtungen erholsam sein!


Foum Zguid ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt am Rand der Sahara, entsprechend gut ist die Versorgungslage. Gern wäre ich von hier der Piste nach Mahmid gefolgt. Aber die Gefahr weiterer Sandstürme ist zu groß. Also biege ich noch mal in die Berge ab und wähle eine nördlichere Route ...


... mit dem zusätzlichen Vorteil, dass ich hier wenigstens ab und zu auch mal auf andere Menschen treffe.

Zwei Tage später habe ich das Wadi Draa erreicht. Das "Tal der Lehmburgen" wird es genannt, weil sich hier eine Karawanserei an die nächste reiht. Eine der schönsten ist die von Tamnougalte. Sie diente schon als Kulisse für so manchen Film.

Die Kamele, die hier aufgepäppelt wurden, sind bis ins 3.000 km entfernte Timbuktu gezogen - auf einer der wichtigsten Handelsstraßen durch die Sahara.


Ich folge der alten Karawanenroute nur bis Zagora, das reicht. Von hier wären es noch 52 Tagesetappen bis Timbukutu - mit dem Kamel. Und da ich weder ein Kamel, noch genügend Zeit habe ...


... lasse ich mein Rad aufs Autodach schnallen und mich ins 350 km entfernte Marrakesch fahren, ...


... um nach den Tagen in der Wüste noch etwas Kultur zu tanken. Hier der Blick von der Dachterasse meines Quartiers über die Altstadt von Marrakesch.

Ich bin in einem Riad abgestiegen, einem traditionellen Stadthaus, das liebevoll restauriert worden ist und nun eben an Touristen vermietet wird. Eine wunderbare Oase der Stille in der ansonsten fürchterlich quirligen Stadt.

Die Altstadt von Marrakesch gleicht einem einzigen großen Basar. Überall drängen sich Menschen durch enge Gassen, überall werden Waren feilgeboten ...

Vor allem Datteln, Feigen und Nüsse sind sehr begehrt.


Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Marrakeschs: die Madrasa Ben Youssef, einst die größte und bedeutendste Koranschule des gesamten Maghreb, gegründet im 14. Jahrhundert.

Und natürlich der Djemaa el Fna, der Platz der Gaukler und der Schlangenbeschwörer, der Wahrsager und der Geschichtenerzähler, der Musiker und der Künstler.


Hier klingt meine Reise allmählich aus - mit einer marokkanischen Köstlichkeit nach der anderen ...

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