Süddeutschland





August 1989. Zwei Wochen lang habe ich damals gemeinsam mit Alex den Südwesten  unserer Republik erkundet: den Schwarzwald, die Bodenseeregion, das Allgäu, Oberschwaben und die Schwäbische Alb. Kilometer: 828. Höhenmeter: 9.160.




Los geht's in der Nähe von Tübingen. Es ist Sonntagvormittag und der Marktplatz mit seinem prächtigen Rathaus ist noch menschenleer. Wir folgen zunächst dem immer enger werdenden Neckartal und biegen dann in Richtung Schwarzwald ab.




Unser erstes Nachtquartier ist diese halb offene Schutzhütte in der Nähe von Alpirsbach. Wir sind Studenten und haben wenig Geld. Außerdem ist es warm. Warum also in einer teuren Jugendherberge absteigen?




Im Schwarzwald erwarten uns die ersten größeren Steigungen. Wohlgemerkt: wir sind noch mit 3-Gang-Rädern unterwegs! Hier erklimmen wir gerade den Heidburg-Pass (525 m), die Wasserscheide zwischen der Kinzig und der Elz.





Freiburg. Vom 116 m hohen Turm des Freiburger Münsters aus gesehen. Wir sind im Sitzungssaal eines katholischen Lehrlingsheims untergekommen und lassen den Tag gemütlich mit einem "Viertele" ausklingen.







Mehr als ein Viertele hätte es aber auch nicht sein dürfen. Denn am nächsten Tag wartet die Schauinsland-Strecke auf uns, berühmt durch das legendäre Auto-Bergrennen. Teils folgen wir der neuen Bundesstraße, teils dem alten Holzabfuhrweg. So oder so: es fließt eine ganze Menge Schweiß.




Auf den Schauinsland (1.284 m) folgt der Feldberg (1.493 m), der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. Leider ist es ziemlich diesig, so dass sich die Fernsicht in Grenzen hält.



Unser nächstes Nachtlager. Ein  Bauer hat uns eine frisch gemähte Wiese, einen Gartenschlauch zum Duschen und zwei Liter Milch zu Verfügung gestellt.





Es folgt eine weniger anstrengende Etappe: vom Schwarzwald hinunter zum Bodensee. Auf der berühmten Bregenzer Seebühne wird gerade "Der fliegende Holländer" gespielt.





Dann geht es wieder in die Berge. In den Bregenzerwald. Das Schöne: wir können fast den ganzen Tag lang einem für den allgemeinen Verkehr gesperrten Fahrweg folgen.





Er führt uns direkt zur Rohrmoosalm. Hier werden wir abermals mit einem guten Stück Wiese, einem Gartenschlauch und frisch gemolkener Milch versorgt. Diesmal ist sogar eine "Sonnenbank" fürs Frühstück dabei.





Von der Sonnenbank zur Bierbank. Auf dem Marktplatz von Oberstdorf ist ein großes Volksfest im Gange. Wir stärken uns mit einer halben Maß Bier für den dann folgenden Oberjochpass (1.178 m), der das Allgäu mit Tirol verbindet.




Ein kleiner Ausflug also nach Österreich. Hier im Tannheimer Tal habe ich schon etliche Male Urlaub mit der Familie gemacht. Das soll uns nun zum Vorteil gereichen. Denn wir können eine Ferienwohnung im Haus "Gaishornblick" beziehen, ohne etwas dafür zu bezahlen!





Was für ein Luxus! Aufrecht sitzend an einem gedeckten Tisch können wir nun unsere Mahlzeiten einnehmen und die kommenden Tage planen.



Die Tannheimer Berge sind ein wunderbares Wanderrevier. Also lassen wir unsere Räder für einen Tag stehen und ziehen unsere Bergschuhe an. Es geht zur Landsberger Hütte und zum Vilsalpsee. Und am Abend dann in die "Enzian-Stube".




Nach einem herzlichen Abschied von unserer großzügigen Gastgeberin steigen wir wieder auf unsere Räder. Über den Plansee geht es zurück nach Deutschland. Zunächst nach Oberammergau, …




… dann auf den "heiligen Berg" Andechs hinauf. Was dieses schlichte Bild nicht verrät: das Thermometer zeigt stolze 32 Grad Celsius an und wir sind ziemlich dehydriert. Keine gute Voraussetzung für das, was wir uns als Belohnung für die anstrengende Tagesetappe ausgedacht haben.


Zwei Maß Starkbier wirken auf einen dehydrierten Körper ungefähr so wie eine Überdosis Schlafmittel. Da nützt selbst der fettigste Leberkäs nichts. Also müssen wir unsere Räder schieben. Zum Glück nicht allzu weit. Denn noch in Sichtweite der Klosterschänke erbarmt sich ein Bauer und hilft uns gar das Zelt aufzubauen. Als ob wir das allein nicht mehr hingekriegt hätten … ;-)



Immerhin ist der Stoffwechsel auf einer Radtour so gut in Schwung, dass wir uns am nächsten Morgen wieder fit fühlen und es sogar noch bis Augsburg schaffen.




Hier steht natürlich ein Besuch der berühmten Fuggerei auf dem Programm, der ältesten noch bestehenden Sozialsiedlung der Welt, gestiftet von Jakob Fugger im Jahr 1521.




Eine Tagesetappe weiter: Ulm. Genauer: das Fischerviertel. Betrachtet vom höchsten Kirchturm der Welt. Der 162 m hohe Turm des Ulmer Münsters kann über (wir haben gezählt!) 768 Stufen erklommen werden. Kein Problem, denn unsere Beinmuskulatur ist ja mittlerweile gut trainiert.



Von Ulm aus erklimmen wir die Schwäbische Alb. Auf diesem Foto haben wir die Hochebene bereits erreicht und ich kann wieder so schnell fahren, dass die Kameralinse mich nur noch verschwommen zu fassen kriegt.




Das letzte Bild zeigt Bad Urach, bekannt durch den gleichnamigen Wasserfall. Hier ist die Schwäbische Alb durch das Tal der Erms gespalten, das uns recht zügig zum Neckar zurück bringt, wo unsere Tour vor vierzehn Tagen begann.

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